Trialog in anderen Bereichen und Kontexten

Hildegard Wohlgemuth

Hildegard Wohlgemuth

Inzwischen gibt es trialogische Begegnungsstrukturen auch bei anderen Themen (z.B. Borderline-Trialog, http://www.borderlinetrialog.de) und in anderen Kontexten: Viele Fortbildungen und Kongresse sind inzwischen trialogisch oder haben solche Elemente (Höhepunkt war der Weltkongress für soziale Psychiatrie „Abschied von Babylon – Verständigung über Grenzen in der Psychiatrie“ 1994 in Hamburg).

Das Psychoseseminar ist die Keimzelle, aus der sich mehrere trialogische Projekte ergeben haben, die sich wiederum mit anderen trialogischen Projekten anderer Herkunft (z.B. Open Dialog und Peer-Support) mischen.

So hat beispielsweise die Peer-Arbeit von/für Erfahrene/n und Angehörige/n vielfältige Vorläufer und Wurzeln – in Deutschland vor allem in den Psychoseseminaren – und trägt umgekehrt die Idee und Kultur des Trialogs in den psychiatrischen Alltag. Wesentliche Ergebnisse von Genesungsbegleitung/Peer-Support sind die Förderung von Selbstwirksamkeit bei Erfahrenen und die Entlastung/Prävention bei Angehörigen.

Begegnungsprojekte in Schulen und Betrieben oder trialogische Fortbildungen (für Lehrerschaft, Jugendhilfe, Polizei, Pastoren, Strafvollzug, Medien usw. sind ohne das Zusammenwirken der drei Gruppen undenkbar bzw. wirkungslos (s. auch https://www.irremenschlich.de). Für das neue Angebot einer „Zu-sich-stehen-Gruppe“ für Jugendliche/junge Erwachsene mit eigener (in)direkter Psychiatrieerfahrung mit dem Ziel größerer Stigmaresistenz gilt das Gleiche.

Trialogische Forschungsprojekte (z.B. EmPeeRie Hamburg) und nutzerorientierte Wissenschaftsberatung (NoW) sind wichtige Instrumente zur weiteren Entwicklung von „empirischer“ (im Sinne von erfahrungsorientierter) Wissenschaft.

Die Kontrolle und Weiterentwicklung von Psychiatrie gewinnt erheblich an Qualität durch die Beteiligung aller drei Gruppen in Besuchskommissionen, Planungs- und Koordinationsgremien. Trialogische Beschwerdestellen helfen an vielen Orten, sich gegen respektlose Behandlung zu wehren und für seine Rechte einzutreten (http://www.beschwerde-psychiatrie.de).