Begriffe und Definitionen in der trialogischen Arbeit

Von der Bedeutung der Worte Psych-ose = „Seelen-störung“ und Seminarium = „Pflanzschule“ ausgehend, sollen Psychoseseminare einen möglichst neutralen Rahmen und fruchtbaren Nährboden zur Verfügung stellen für einen gedeihlichen Austausch von Lebenserfahrungen. Der Begriff „Psychoseseminar“ steht für offene, tolerante Auseinandersetzung und ist nicht geschützt. Jedes Psychoseseminar hat seinen eigenen Charakter, seine eigenen Traditionen, seine eigenen Regeln und Rituale. Örtlich finden sich unterschiedliche Bezeichnungen wie „Psychose-Seminar“, „Psychose-Forum“ „Trialoggruppe“, „Psychose-Trialog“ etc., die allesamt für eine trialogische Gesprächskultur und mehrperspektivische Kommunikationsform stehen (siehe auch unter Adressen).

Psychoseseminare sind keine Lehrveranstaltungen im üblichen akademischen Sinn. Sie vermitteln keine Wissenschaft, aber Lebenserfahrung, keine Theorien zu Krankheitsursachen, keine professionellen Krankheitskonzepte und Behandlungsmethoden, aber subjektive Krankheitsvorstellungen und Bewältigungswege, keine Verhaltensmaßregeln im Umgang mit Psychosen, aber ganz eigene Lösungsmöglichkeiten. Psychoseseminare sind keine Therapie, sie wirken aber heilsam. Sie sind keine Selbsterfahrung und in ihrem Selbstverständnis und ihrer Arbeitsweise nicht mit Selbsthilfegruppen gleichzusetzen. Dennoch helfen die Teilnehmenden sich gegenseitig durch ihr lebenserfahrenes Expertenwissen.

Psychoseseminare sind nicht mit der – in der Psychiatrie angebotenen – Psychoedukation zu verwechseln. Es gibt in Psychoseseminaren keine professionell Lehrenden, die pädagogisch wirken, erziehen, schulen oder beim Üben assistieren. Jede/r Teilnehmer/in nutzt Perspektiven und Wahrheiten der anderen, um eigene persönlichen Maßstäbe zu finden, selbstbestimmte Urteile und Entscheidungen zu entwickeln, selbstbewusster zu werden und Mut zu Eigen-Sinn und Selbstveränderung zu finden. Antworten auf das Rätsel Psychose lassen sich durch das Scannen des Gehirns nicht finden. Verständnis für das Befremdliche und Verstehen des Sinns im Verstörten sind am ehesten im Trialog zu gewinnen. Psychoseseminare dienen somit auf eigene Weise gegenseitiger Fortbildung, behutsamer Supervision und „wirklicher“ Qualitätseinschätzung.